Top im Lebenslauf – aber nicht im Team?

In einem mittelständischen Unternehmen gab es ein wiederkehrendes Problem: Die Leitung der Buchhaltung wurde mehrfach neu besetzt. Fachlich überzeugend, sympathisch im Auftreten, mit blitzsauberem Lebenslauf. Auf dem Papier passte alles. Doch nach wenigen Monaten verließen die neuen Führungskräfte das Unternehmen wieder.Ein Einzelfall? Leider nein. Solche Situationen sind symptomatisch für eine Herausforderung, mit der viele Unternehmen zu kämpfen haben – besonders dann, wenn sie sich ausschließlich auf Lebenslauf, Fachkompetenz und den ersten Eindruck im Bewerbungsgespräch verlassen.
Nicht falsch, nur nicht passend – warum viele Neueinstellungen scheitern
Woran liegt es, wenn „perfekte“ Kandidat*innen scheitern?
Was im Recruiting oft übersehen wird, zeigt sich später umso deutlicher im Arbeitsalltag: Die neuen Führungskräfte waren keine „Fehlbesetzungen“ im klassischen Sinne. Ihre Qualifikationen stimmten. Ihre Fähigkeiten waren unbestritten. Doch es fehlte etwas, das über reine Fachlichkeit hinausgeht – etwas, das im Lebenslauf nicht sichtbar ist: die Passung zur Teamkultur, zu den gelebten Werten und zum Arbeitsumfeld.

Im konkreten Fall stellte sich heraus, dass die Buchhaltung von einem stark strukturorientierten, verlässlichen Team geprägt war, in dem ruhiges, kollegiales Arbeiten auf Augenhöhe einen hohen Stellenwert hatte. Die neuen Führungskräfte hingegen brachten viel Innovationsgeist und Veränderungsdrang mit – was grundsätzlich wertvoll ist, aber in diesem Umfeld zu Spannungen führte. Die Werte und Motivationen passten schlichtweg nicht zusammen.
Wenn Reibung Vertrauen ersetzt: Die Folgen kultureller Fehlpassung
Das Ergebnis: Reibungen im Alltag, Missverständnisse in der Kommunikation, unterschwellige Konflikte. Statt produktivem Miteinander entstand eine belastende Dynamik. Die Führungskräfte fühlten sich nicht verstanden, das Team nicht gehört – und beide Seiten begannen, aneinander zu zweifeln. Das Vertrauen schwand, die Motivation sank. Ein klassischer Fall von Cultural Mismatch. Dass solche Situationen nicht nur menschlich belastend, sondern auch wirtschaftlich teuer sind, zeigt eine Studie von StepStone und dem Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM): Jede vierte Neueinstellung gilt als Fehlbesetzung – mit Kosten von bis zu 45.000 € pro Fall. Dabei sind entgangene Wertschöpfung, Imageverlust und die Frustration in den Teams noch nicht einmal eingerechnet.
Was macht wirklich den Unterschied im Recruiting?
Die meisten dieser Situationen lassen sich vermeiden – wenn Unternehmen anfangen, nicht nur die Bewerber*innen, sondern auch sich selbst besser zu verstehen.
- Welche Werte prägen das Team?
- Welche Arbeitsweisen funktionieren gut – und welche eher nicht?
- Welche Erwartungen bestehen jenseits von fachlicher Qualifikation?
- Welche Persönlichkeit passt wirklich zur Rolle – und zur Kultur?

Viele Unternehmen investieren viel Zeit in das Formulieren von Anforderungsprofilen, doch diese bleiben oft auf der Ebene von Aufgaben und Qualifikationen stehen. Was fehlt, ist die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem „Wie“ der Zusammenarbeit: Wie arbeiten wir als Team wirklich zusammen? Welche Haltung ist uns wichtig? Welcher Umgangston, welches Entscheidungsverhalten, welcher Grad an Selbstverantwortung?
Vom Bauchgefühl zur fundierten Entscheidung
Traditionell verlassen sich viele Führungskräfte bei der Personalauswahl stark auf ihr Bauchgefühl. Und ja – Intuition ist wertvoll. Doch sie bleibt subjektiv und ist oft geprägt von Sympathie und Ähnlichkeit. Wer Diversität will, wer Teams entwickeln und stärken möchte, braucht mehr: ein strukturiertes, fundiertes Verständnis darüber, welche Motivationen und Werte zu einer Rolle passen – und wie diese ins bestehende System eingebettet sind.
Was das konkret bedeutet:
In der Praxis zeigt sich, dass eine systematische, wertebasierte Betrachtung von Rollen und Teamdynamiken enorme Vorteile bringt. Sie ermöglicht es nicht nur, neue Mitarbeitende passgenauer auszuwählen, sondern auch bestehende Teams besser zu verstehen und gezielter zu entwickeln.
Statt auf Glück zu hoffen, entsteht so eine Kultur der bewussten Entscheidungen:
- über Einstellungen,
- über Teamzusammensetzung,
- über Führung und Zusammenarbeit.
Fazit: Passung ist kein Zufall – sondern ein Ergebnis bewusster Reflexion
Der Fall aus der Buchhaltung zeigt deutlich: Fachliche Qualifikation allein reicht nicht aus. Erst wenn Unternehmen sich klar darüber sind, was eine Rolle wirklich ausmacht – fachlich, menschlich und kulturell – können sie die passenden Menschen finden und langfristig binden.
Denn: Menschen sind nicht „falsch“ – sie sind vielleicht nur nicht richtig für genau diese Umgebung. Wer das versteht, hat den ersten Schritt zu besseren Teams, höherer Zufriedenheit und nachhaltig erfolgreicher Zusammenarbeit getan.
Werte sichtbar machen – mit dem Job Profiler von Profile Dynamics
Genau hier setzt der Job Profiler von Profile Dynamics an: Er unterstützt Unternehmen dabei, Stellen nicht nur nach Aufgaben und Qualifikationen zu definieren, sondern auch nach inneren Anforderungen – wie Motivationen, Werten und Arbeitsweisen, die für eine Rolle wirklich entscheidend sind. Die Methode beruht auf einer wissenschaftlich fundierten Motiv- und Werteanalyse und macht sichtbar, welche Eigenschaften eine Rolle braucht, damit sie im jeweiligen Teamumfeld wirkungsvoll gelebt werden kann.

Unternehmen gewinnen dadurch:
- mehr Klarheit über das „Wozu“ einer Position, nicht nur das „Was“.
- eine gemeinsame Sprache für das, was Zusammenarbeit gelingen lässt.
- ein differenziertes Bild, ob und wie neue Teammitglieder in ein bestehendes System passen.
- und eine solide Grundlage, um bewusste, langfristige Entscheidungen zu treffen – im Recruiting wie in der Personalentwicklung.
Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und des kulturellen Wandels ist das ein entscheidender Unterschied: Statt nur Lücken im Organigramm zu füllen, entsteht so die Chance, Teams gezielt zu stärken und echte Zusammenarbeit zu ermöglichen.
Denn: Echte Passung lässt sich nicht im Lebenslauf ablesen – aber sie lässt sich gestalten.